In der heutigen Zeit hat alles seinen Preis. So auch in der Kunstszene. Da kommt die Frage auf: Kann hochwertige Kunst kostenlos sein?
Diese Frage kann die Künstlerinstitution „Blauer Eumel“ mit einem klaren ja beantworten. Denn sie bietet Kunst in verschiedenen Formen kostenlos an. Von klassischer Musik von Rachmaninow, Schostakowitsch und Mozart über Jazzmusik bis hin zu kleinen Theaterszenen ist alles dabei. Das Konzept ist einfach: Die Künstler gehen mit ihrem Blauen Eumel (einem blauen LKW), auf dessen Pritsche ein Flügel installiert ist, auf Tour und spielen in kleineren Gemeinden ihre Kunst. Einen Eintritt gibt’s dabei nicht, dafür aber eine kostenlose Aufführung. Die Atmosphäre ist sehr entspannt, viele Zuhörer*innen picknicken währenddessen und genießen die Aufführung.
Jenseits von Geld: Die Motivation für Straßenkunst mit Tiefgang
Die wahre Antriebskraft hinter dem Blauen Eumel ist eine tiefe Überzeugung in die transformative Kraft der Kunst. Hier geht es nicht um Geld, sondern um die Auffassung, dass Kunst mehr bewirken kann als nur Freude. Jeder Betrachter erlebt Kunst auf seine eigene Weise, doch das Ziel ist immer das Gleiche: Kunst soll die Herzen berühren. Der Blaue Eumel nimmt Kunst aus dem festen Rahmen von Theatersälen und Konzertbühnen und platziert sie mitten auf die Straße. Nicht, um die Kunst zu verändern, sondern um einen neuen Raum für ihre Wirkung zu schaffen. Es geht darum, die Kunst für jede Person zugänglich zu machen – eine künstlerische Mission, die weit über finanzielle Interessen hinausreicht. Die Künstler*innen erhalten zwar mittlerweile eine angemessene Gage, finanziert durch Spenden und Fördermittel, aber Tobias vom blauen Eumel erklärt im Interview, dass die organisatorische Arbeit zum größten Teil ehrenamtlich und unentgeltlich ist: „Schlicht und einfach Idealismus von den beteiligten Akteuren. Das ist manchmal auch nicht einfach, weil man als Institution im Kunstbetrieb immer auf Widerstände trifft. Es ist jetzt nicht so, dass man da ein gemachtes Feld beackert.“
Freiheit für die Kunst, Inspiration für die Straße
Die Wurzeln des Blauen Eumels entspringen der Sehnsucht von Künstler*innen nach Freiheit und Ungebundenheit. Die Inspiration war die Freiheit, zu spielen, wo und was sie wollen, ohne die Fesseln formeller Regeln. Vor dreizehn Jahren startete die erste Tour, um ihre Kunst jenseits der Konzertsäle und Theater zu präsentieren. In Frankreich, wo die Straßen als Bühne dienten, waren die Passanten vom Debütauftritt der Musiker*innen begeistert. Diese Form der Kunst öffnet Türen zu neuen kulturellen Erfahrungen und inspiriert Viele dazu, selbst ein Theater oder Konzert zu besuchen.
Hochmotiviert trotz Herausforderungen
Der Blaue Eumel wurde im vergangenen Jahr mit dem Bayerischen Staatspreis für Musik in der Kategorie professionelles Musizieren ausgezeichnet – eine verdiente Anerkennung für die Künstler*innen. Bedauerlicherweise war die Auszeichnung nicht mit einem finanziellen Preis verbunden. Daher stehen die Künstler*innen erneut vor der Herausforderung, Fördermittel zu beantragen und Spenden zu sammeln, um die Tour im nächsten Jahr realisieren zu können. Dennoch bleibt die Motivation hoch und die Vorfreude auf die kommende Tour in Unterfranken ist spürbar. Der Blaue Eumel zeigt, dass Kunst durchaus kostenlos zugänglich sein kann – es bedarf lediglich engagierter Menschen, die sich gemeinsam für dieses Ziel einsetzen.
Blauer Eumel x Main Artists
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Ein Kommentar von Vanessa Kreß
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