Ob etwas als schön oder weniger schön empfunden wird, liegt bekanntlich im Auge des Betrachters. Doch was ist, wenn uns die sozialen Medien in dieser Entscheidung zu einem wesentlichen Teil beeinflussen und zur Verbreitung von Schönheitsidealen beitragen?
Jede*r kennt die typischen Schönheitsideale, die immer wieder zu sehen sind, wenn man durch sämtliche Beiträge auf Instagram und Co scrollt. Aber verbirgt sich hinter dieser inszenierten Perfektion und vermeintlichen Schönheit manchmal nicht mehr Schein als Sein? Und wer hat denn schon zu beurteilen, was „schön“ ist?
Kevin Wilczewski und die Pop-Art
Der Würzburger Nachwuchskünstler Kevin Wilczewski greift genau diese Fragen in seinen Kunstwerken auf. Der 29-Jährige hat sich nach seiner Ausbildung als Tourismuskaufmann dazu entschieden, sich als Künstler selbstständig zu machen. Was einst mit kleinen Anfragen von Freunden und Bekannten anfing, ist derweil zu seinem Beruf geworden. Inzwischen präsentiert er seine Kunstwerke nicht mehr nur in den heimischen Kunstvereinen. Mittlerweile findet man sie auch auf zahlreichen nationalen und internationalen Ausstellungen sowie privaten Sammlungen in zahlreichen Ländern, unter anderem Frankreich, Luxemburg und den USA.
Dabei hat er sich auf die Pop-Art spezialisiert. Diese Kunstrichtung wird oft mit den Künstlern Roy Lichtenstein und Andy Warhol in Verbindung gebracht und beschäftigt sich vorwiegend mit der Konsumgesellschaft, zeitgenössischen Aktivitäten und populären Themen. Wie auch Kevin, der mit seinen Gemälden das Schönheitsbild unserer Gesellschaft kritisch hinterfragen will.
Beyoncé und Kesha in Kevins Atelier
Wir durften den 29-Jährigen in seinem gemütlichen Atelier in Würzburg besuchen. Schon beim Betreten des alten Holzbodens entdecken wir die vielen Pop-Art Gemälde, die teilweise auf Staffeleien, teilweise auf dem Boden stehen. Auf allen Leinwänden ist ein Porträt zu erkennen. „Das ist doch Beyoncé! Und das da drüben Kesha!“, bemerken wir sofort, als wir uns Kevins Arbeit nach und nach anschauen. Neben den berühmten Persönlichkeiten springen uns auch einige unbekannte, porträtierte Gesichter ins Auge. Kevin erklärt uns: „Ich bilde verschiedene Porträts in meinen Gemälden ab. Von internationalen Stars über bekannte Werbegesichter bis hin zu schönen, unbekannten Gesichtern. Eines haben sie alle gemeinsam: Sie alle entsprechen dem heutigen Schönheitsideal.“
Drips für die Vergänglichkeit
Was uns noch auffällt: Jedes dieser Porträts ist mit sogenannten „Drips“ geziert. Farbtropfen, die vom oberen Ende der Leinwände vertikal in das Bild hineinlaufen. Für uns sieht das nach einem einfachen Gestaltungselement aus, als würde Kevin in die gemalten Bilder noch etwas mehr Farbe und Abwechslung hineinbringen wollen. In Wirklichkeit steckt jedoch viel mehr dahinter: „Diese Drips sehen zwar im ersten Moment einfach nur schön und cool aus, haben aber eine viel tiefere Bedeutung. Sie sollen die Schönheit dieser Personen in den Hintergrund rücken. Im Vordergrund sind die Drips zu sehen, die für Vergänglichkeit stehen. Und darum geht es: Auch wenn eine vermeintlich schöne Person porträtiert wird, darf nicht vergessen werden, dass diese Schönheit vergänglich und oftmals auch nur inszeniert ist.“
Was empfindest du als schön?
Kevin möchte mit seiner Kunstserie „What is beautiful?“ den Drang nach Perfektion und das Verfolgen von Schönheitsidealen kritisch beleuchten. Er möchte die Betrachter*innen seiner Kunst dazu bringen, das eigene Verhalten und die Sichtweise auf solche Schönheitsideale zu hinterfragen. Sind es denn immer nur Äußerlichkeiten, die wir als schön empfinden? Was bedeutet Schönheit für dich?
Weitere Kunstwerke von Kevin kannst du in der Online-Galerie Singulart bestaunen. Wenn du mehr über ihn und seine Arbeit erfahren möchtest, schau gerne auf seinem Instagram-Kanal vorbei. Dort erfährst du außerdem mehr über sein aktuelles Projekt: Die DNA-Kunst, mit der er dein DNA-Profil über die Drips visualisiert. So schafft er außergewöhnlich persönliche Portraits.
Kevin Wilczewski x Main Artists
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Geschrieben von Rosina Dellert
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