Ein Hotelzimmer dient oft lediglich als Ort zum Ausruhen. Die Einrichtung? Vielleicht zweckmäßig, oft unscheinbar. Schließlich benötigt man auch nicht viel mehr als ein Bett und eine Dusche, wenn man eine Stadt erkunden möchte. Doch im „The Barthels Boutique Hotel“ im Herzen Würzburgs ist das anders: Hier verschmelzen geschmackvolle Einrichtung, nachhaltiges Design, Street Art und der Charme Würzburgs miteinander. Wie dieses Konzept gelungen ist, erfährst du in diesem Beitrag.
Würzburgs Charme abgebildet in „The Barthels Boutique Hotel“
Ralf Barthelmes möchte den Würzburger Flair und die vielen schönen Ecken dieser Stadt in seinem Hotel „The Barthels Boutique“, das im November 2023 in der Altstadt neu eröffnet wurde, projizieren. Dafür hat er sich mit dem brasilianischen Street-Art-Künstler MRCY zusammengetan. Das Ergebnis dieses Projekts hat mir Ralf bei einem Treffen im Hotel präsentiert und dabei mehr über die Hintergründe erzählt.
Ralf, was versteht man eigentlich unter dem Begriff des Boutique Hotels und wie kamst du auf die Idee, ein solches zu eröffnen?
Ein Boutique Hotel ist in der Regel ein privatgeführtes Hotel, das besonderen Wert auf die Inneneinrichtung legt. Die ersten Überlegungen für einen Hotelbau kamen mir 2017. Meine Familie stieg sofort mit ein. Allerdings wollten wir uns von der breiten Hotelmasse abheben und haben uns monatelang Gedanken über die Gestaltung der Innenräume gemacht. Allgemein setzen wir auf Nachhaltigkeit und haben auch bei der Inneneinrichtung viele gebrauchte Gegenstände und Möbel wiederverwendet, um ein einzigartiges Ambiente, angelehnt an die 70er Jahre, zu schaffen.
Das ist euch gelungen! Die Einrichtung schafft allein hier in der Lobby eine ganz besondere und gemütliche Atmosphäre. Aber wie kamst du auf die Idee, Street-Art in das Hotel zu integrieren?
In der Regel kommen Gäste von außerhalb in ein Hotel. Um ihnen das Würzburger Leben näher zu bringen und zu zeigen, was unser schönes Städtchen überhaupt alles zu bieten hat, wollte ich die Inneneinrichtung mit einem Storytelling der Stadt verbinden. Für die Street-Art habe ich mich entschieden, weil sie leicht verständlich, aber trotzdem tief- und hintergründig ist. Somit ist sie für die breite Bevölkerungsschicht greifbar.
Wie bist du dann auf den brasilianischen Künstler MRCY gestoßen?
Ich habe viele Gespräche mit einheimischen Künstler*innen geführt, die aber alle zu großen Respekt vor der Projektgröße hatten. Da ist uns MRCY, ein brasilianischer Street-Artist aus der erweiterten Familie meiner Frau Alessandra, eingefallen. Er ist meiner Meinung nach ein Genie der Kunst.
Was macht ihn zu einem künstlerischen Genie?
MRCY ist zwar ein international bekannter Künstler und wird von der Galerie Späth in Coburg vertreten, war zuvor aber noch nie in Europa und auch nicht in Würzburg. Alles, was ich ihm in den ersten Tagen hier gezeigt habe, die Architektur, die Weinberge, die ganze Würzburger Kultur, hat er in zweieinhalb Monaten perfekt in seinen Kunstwerken ausgedrückt.
Jede Etage zeigt Würzburg von einer anderen Seite
42 Kunstwerke hat MRCY während seines Aufenthalts in Würzburg gestaltet und dabei in jeder Etage einen anderen Aspekt der Stadt aufgegriffen. In jedem Zimmer hängt ein Unikat, von denen mir Ralf einige zeigt. Die Reise durch Würzburg beginnt im ersten Stockwerk mit einem Blick auf die Altstadt, den Dom, die Festung – all die historischen Steine dieser Stadt – und trägt deshalb den Namen „Stone“. Eine Etage höher begegnet den Gästen die Natur Würzburgs in ihrer vollen Farbpalette. Durch die bunten, kräftigen Farben möchte man glatt durch die Weinberge wandern oder den Hofgarten der Residenz erkunden. Neben den ruhigen Ecken der Stadt kann Würzburg aber auch mit der Weinfestkultur und vielen anderen Festivitäten dienen. So hat MRCY in der dritten Etage immer wieder Elemente aus der Musik- und Festkultur in seine Kunstwerke mit eingebunden, wie beispielsweise einen Gitarrenspieler, der mit einem Weinglas verschmilzt. Durch die vierte und letzte Etage zieht sich die Lebensader Würzburgs: der Main. Allein durch die Farbwahl Blau wird das schon deutlich. Die wellenförmigen Formen in MRCYs Motiven schreien gerade nach einem Spaziergang entlang des Mains. Und spätestens wenn man sozusagen unter der Mainbrücke wie in diesem Zimmer hier aufwacht, muss man sich dieses Gebilde doch direkt selbst anschauen und vielleicht den ein oder anderen Brückenschoppen, wie der Wein dort betitelt wird, genießen.
Würzburg – eine Stadt wie in einem Teenager-Romantikfilm
Nach der Führung bin ich hin und weg davon, wie MRCY es geschafft hat, Würzburgs Charme in Form von Street-Art abzubilden. Mittlerweile befindet sich der Brasilianer wieder in seiner Heimat. Deshalb konnte ich ihn leider nicht persönlich fragen, wie er selbst diese schöne Stadt und ihre Kunst erlebt hat. Er hat mir aber folgende Antwort zugeschickt:
„Würzburg ist eine wunderschöne und touristische Stadt, ich liebte jedes Detail und fühlte mich wie in einem Teenager-Romantikfilm. Die Leute gingen wie Statisten in einer wundervollen Umgebung in einem schönen Drehbuch auf der Straße vorbei. Man sieht Kunst an jeder Ecke der Stadt. Ich würde auf jeden Fall wieder nach Würzburg kommen und habe schon vieles von dort vermisst: die Leute, den Ort, die Atmosphäre.“
Schöner kann man dieses fränkische Städtchen doch fast nicht beschreiben, finde ich jedenfalls, und hoffe, dass die Besucher*innen des „The Barthels Boutique Hotel“ bald genauso von den ganzen schönen Ecken Würzburgs schwärmen wie MRCY und ich.
Wenn du mehr von MRCYs Kunst sehen möchtest, dann schaue gerne auf seinem Instagram-Kanal oder bei der Galerie Späth vorbei. Dort erfährst du, an welchen spannenden Projekten er sonst noch arbeitet.
MRCY x Main Artists
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Geschrieben von Rosina Dellert
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